Erika-Schmid-Weg

Erika Schmid, von ihren Freunden "Eri" genannt, wurde am 18. Mai 1918 in Ulm geboren und starb dort am 16. September 2003. In einem katholischen Milieu im protestantischen Ulm aufgewachsen, schloss sie sich 1932, mit 14 Jahren, dem 1926 in Deutschland gegründeten "Heliand-Bund" an. Dies war eine Vereinigung katholischer Mädchen, die einen von der "bündischen Jugend" geprägten Lebensstil mit christlich- katholischen Werten verband. Der Name des Bundes, der bis heute besteht und dem Erika Schmid bis zu ihrem Tod angehörte, stammt von dem Epos "Heliand" aus dem 9. Jhdt., in dem das Leben Jesu vor einem germanischen Hintergrund dargestellt wird.

Auch nach der "Machtergreifung" der Nazis weigerte sie trotz starken Drucks, sich der Hitlerjugend anzuschließen. Sie blieb dem "Heliand" treu und übernahm dort sogar eine Führungsrolle. Die Folge war, dass ihr nach Abschluss der Realschule St. Hildegard der Zugang zum Abitur verweigert wurde. So kann man sie als eine bedeutende Gestalt des katholischen Jugend-Widerstandes gegen die Nazis bezeichnen.

Otl Aicher, der ebenfalls katholisch geprägt war und sich in striktem Widerstand gegen den NS-Staat befunden hatte, brachte sie nach 1945 mit der etwa gleichaltrigen Inge Scholl zusammen und deren Projekt, in Ulm eine Volkshochschule zu gründen. Zum 1. Juni 1946 traten dort Inge Scholl als Leiterin und Erika Schmid als Geschäftsführerin ihre Ämter an. Während Inge Scholl 1974 in den Ruhestand ging, blieb Erika Schmid noch bis 1978, insgesamt 32 Jahre. 

Tief gezeichnet von den Erfahrungen mit der deutschen Nazi-Diktatur, haben beide in den Gründerjahrzehnten der Bundesrepublik größte Verdienste um eine humanistisch-demokratische Entwicklung Ulms erworben. Erika Schmid erhielt als Würdigung 1992 das Bundesverdienstkreuz. In ihrer Freizeit und im Ruhestand war Erika Schmid vielfach ehrenamtlich engagiert, so beim Frauenring Ulm/Neu-Ulm, in verschiedenen Chören und in der katholischer Gemeindearbeit. In der Dauerausstellung der vh "wir wollten das andere" zum Jugendwiderstand in Ulm ist auch Erika Schmid gewürdigt. 


Autor: Dr. Silvester Lechner
erschienen im bbb-30, Dezember 2012

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